– Eine künstlerische Annäherung mit anschließendem Gespräch

Musik, Tanz, Sprache

Wann: Samstag, 19.10.2024; 19.00 Uhr
Dauer: 1h30/2h inkl. Gespräch
Wo: Erlöserkirche; Birkenwaldstraße 24; 70191 Stuttgart
Eintritt frei
Alter: ab 14 bis 99 Jahren

Die Veranstaltung erinnert an die Morde an Sinti-Kindern im Nationalsozialismus und thematisiert die Verstrickung von Politik, Wissenschaft, Medizin, Kirche, Erziehung und Jugendämtern in den Völkermord an Sinti und Roma. Sie legt den Fokus auf die Verantwortung der Institutionen und der in diesen arbeitenden Menschen.

Künstler*innen:

Yahi Nestor-Gahé – Künstlerische Leitung; Tanz; Performance; Raum

Dorothea Lanz – Künstlerische Leitung; Performance; Textfassung, Raum

Matthias Schneider-Hollek – Elektronische Komposition, Musik

Winfried Stürzl – Cello

Gespräch mit dem Publikum:
Manja Schuecker-Weiss, Verband deutscher Sinti und Roma, Landesverband Baden-Württemberg, Magdalena Guttenberger, Verband deutscher Sinti und Roma, Landesverband Baden-Württemberg, Angela Spindler, Verband deutscher Sinti und Roma, Landesverband Baden-Württemberg,
Dr. Michael Blume, Beauftragter der LR BW gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben,
Karl-Eugen Fischer, Pfarrer, ev. Kirchengemeinde Stuttgart-Nord,
Christine Göttler-Kienzle, Gemeindereferentin kath. Kirchengemeinde St. Georg,

Mit freundlicher Unterstützung durch:
Staatsministerium Baden-Württemberg, Ev. Kirchengemeinde Stuttgart-Nord, Kath. Kirchengemeinde St. Georg, Freie Tanz und Theaterszene Stuttgart, Produktionszentrum Tanz + Performance e.V.

Rahmenveranstaltung des Stuttgarter Wissenschaftsfestival 2024
Eine Produktion im Rahmen des Projektes StolperKunst der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber e.V. in Zusammenarbeit mit dem Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Baden-Württemberg
Ort der Premiere im Dezember 2023 war der Lern- und Gedenkort Hotel Silber.

Gefördert durch: Stadt Stuttgart mit einem besonderen Dank an das Team des Wissenschaftsfestivals Ines Schwarzbach, Max Karrenführ und Isabelle Kessels
Winkler Stiftung, vertreten durch den Vorstand Herr Fritz Röhm
Evangelische Kirchengemeinde Nord, insbesondere Dank an Pfarrer Karl Eugen Fischer (Gesprächsteilnehmer; Pfarrer, evangelische Kirchengemeinde Stuttgart-Nord) und Pfarrer Florian Link (Geschäftsführender Pfarrer, ev. Kirchengemeinde Stuttgart Nord) für die Aufnahme der Veranstaltung in die Erlöserkirche.

Beschreibung
Am 9. Mai 1944 wurden aus dem katholischen St. Josefs-Pflegeheim in Mulfingen 39 Sinti Kinder und -Jugendliche aus Württemberg von der Polizei abgeholt und in einem Postbus zum Abstellgleis des Bahnhofs Künzelsau gebracht. Nach 50 Stunden Fahrt trafen die Kinder am 12. Mai 1944 im Konzentrationslager Auschwitz ein. Bis zum 2. August 1944 fielen 35 der Kinder dem nationalsozialistischen Völkermord an den Sinti und Roma zum Opfer – insgesamt wurden 500.000 Menschen ermordet.
Die künstlerische Annäherung, die in der Erlöserkirche in verschiedenen Räumen stattfindet, kreiert einen Sprach– und Klangraum, indem verschiedene Menschen eine Stimme, einen Körper oder eine Musik durch die Ausführenden erhalten. Der Fokus liegt dabei auf der Verantwortlichkeit der Institutionen und der in ihnen arbeitenden Menschen; Menschen, die für die systematische Durchführung des Völkermordes in Politik, Gemeindeverwaltung, Wissenschaft, Erziehung, Medizin, Politik, Polizei, Kirche und Jugendämtern im nationalsozialistischen Deutschland von 1933-1945 verantwortlich waren.

Das Gespräch im Anschluss ist ein wichtiger Teil der Performance und ermöglicht einen öffentlichen Rahmen, um auch über gegenwärtige Entwicklungen in unserer Gesellschaft zu sprechen.
Manche Inhalte der Performance sind möglicherweise für Menschen, die oder deren Familien traumatischen Erlebnissen ausgesetzt waren, belastend, verletzend oder retraumatisierend.

 Die Künstlerinnen bitten Sie, auf sich zu achten und selbstbestimmt zu entscheiden, ob Sie sich mit den Themen und Darstellungen auseinandersetzen möchten.

Warum im Rahmen des Wissenschaftsfestivals?
Die Nationalsozialisten konnten als Grundlage für ihre Vernichtungspläne auf die Arbeit von Wissenschaftler*innen stützen, die schon lange vor der Machtübergabe die Grundlage für ihre perfide Rassenideologie geschaffen hatten. Es entstand durch gezielte Förderung bestimmter Wissenschaftsprojekte enge und todbringende Verzahnung zwischen Staat und Wissenschaft. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft und der Reichsforschungsrat unterstützten Wissenschaftler*innen finanziell wie ideell, um mithilfe der Expertise der Wissenschaft die staatliche Rassenpolitik zu legitimieren. viele Mediziner*innen, Biolog*innen und Anthropolog*innen bereitwillig in den Dienst der Erbgesundheits-, Rassen- und Bevölkerungspolitik des Nationalsozialismus.
Damit lieferten sie die Argumente für den Völkermord an Millionen Menschen.  Auch für den Genozid an den Europäischen Sinti und Roma.
Während diese Wissenschaftler*innen nach Ende des Krieges oft ihre Karrieren ohne Probleme fortsetzen konnen, waren die wenigen Überlebenden Sinti und Roma für ihr ganzes Leben gezeichnet und traumatisiert. „Wiedergutmachung“ fand für sie nicht statt. Sie erlebten stattdessen fortgesetzte Ausgrenzung und Diskriminierung, auch in den Behörden, Landratsämtern und Jugendämtern in der Bundesrepublik, bei denen das Personal oft gleich geblieben war .
Jahrzehntelang wurde ihnen und ihren Angehörigen die Anerkennung als Opfer der Nazi-Ideologie verweigert. Sie wurde von der Berechtigung auf Entschädigungszahlungen ausgeschlossen, so lange, bis es für viele der Betroffenen zu spät war.

Wichtige positive Entwicklungen und Aufgaben für die Zukunft:
Die Geschichtsforschung kann heute mit der der Erforschung der Geschichte der Minderheit eine wertvollen Beitrag zur Arbeit gegen den immer noch spürbaren Antiziganismus der Dominanzgesellschaft und zum Empowerment der Minderheit beitragen. Wissenschaftler*innen aus der Minderheit sind wichtige Partner*innen bei der Co-Produktion von Wissen in Forschungsprojekten und beim Erstellen von Vermittlungsmaterialien.
Die Forschungsstelle Antiziganismus (FSA) an der Universität Heidelberg setzt sich zum als erste akademische Institution in Baden- Württemberg wissenschaftlich mit dem Phänomen auseinander und entwickelt in Zusammenarbeit mit Wissenschaftler*innen aus der Minderheit zum Beispiel das Projekts „Enzyklopädie des NS-Völkermords an den Sinti und Roma in Europa“.  

Wir danken allen Beteiligten für ihre wertvolle Arbeit.

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