Beitrag Zwangsarbeiter

Aufforderung an DIE GRÜNEN Baden-Württemberg „Farbe zu bekennen“

Prof. Dr. Micha Brumlik
Johann Wolfgang Goethe-Universität
Fachbereich Erziehungswissenschaften
Robert-Mayer-Strasse 1
D-60054 Frankfurt am Main

Prof. Roland Ostertag
Präsident der Bundesarchitektenkammer a.D.
Gähkopf 3
D- 70192 Stuttgart

16.März 2011

An die Parteivorsitzenden der
DIE GRÜNEN Baden-Württemberg
Silke Krebs und Chris Kühn

Sehr geehrte Frau Krebs,
sehr geehrter Herr Kühn,

Sie erhalten beiliegend die Aufforderung an die GRÜNEN Baden-Württemberg „Farbe zu bekennen“. In dieser Erklärung von 50 namhaften Persönlichkeiten werden die GRÜNEN aufgefordert vor den Wahlen für den Erhalt des zentralen Mahnmals der NS-Gewaltherrschaft und der brutalen Restauration, das „Hotel Silber“, einzutreten. Unterzeichner sind Nobelpreisträger, Praemium Imperiale Träger, frühere Regierungschefs und Bundesminister sowie herausragende Vertreter aus Wissenschaft, Kultur, Kunst, Publizistik, Gewerkschaften und Politik. Unterstützt wurden und werden die Bemühungen von jungen Menschen, von Sozialdemokraten.

Bitte teilen Sie uns bis Dienstag, den 22. März 2011 an unsere gemeinsame Email Adresse (brumlikundostertag@gmx.de) mit, ob die GRÜNEN in Baden-Württemberg uneingeschränkt für den vollen Erhalt des Hotels Silber sind.

Da die Haltung der GRÜNEN Baden-Württemberg bundes- und europapolitische Signalwirkung hat, erhalten dieses Schreiben die Bundesvorsitzenden der GRÜNEN Claudia Roth und Cem Özdemir und die GRÜNEN Fraktionsvorsitzende im Europaparlament Rebecca Harms.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Micha Brumlik Prof. Roland Ostertag

Nachrichtlich:
– Claudia Roth und Cem Özdemir
– Rebecca Harms

Folgende Aufforderung an die GÜNEN wurde von Nobelpreisträger, Praemium Imperiale Träger, frühere Regierungschefs und Bundesminister sowie herausragende Vertreter aus Wissenschaft, Kultur, Kunst, Publizistik, Gewerkschaften und Politik unterzeichnet:

Aufforderung an DIE GRÜNEN Baden-Württemberg

„Farbe zu bekennen“

Das Land Baden-Württemberg und der Breuninger Konzern planen am Stuttgarter Karlsplatz ein Bauprojekt mit Landesministerien, einem Luxushotel und Geschäften. Im Zuge dieses Vorhabens soll das Hotel Silber, die frühere Gestapo-Leitstelle Württemberg – Hohenzollern, Inbegriff des Schreckens der NS-Zeit in Stuttgart, abgerissen werden.

Im Hotel Silber wurde nicht nur verhört, gefoltert und gemordet. Hier befand sich auch das Zentrum der Schreibtischtäter in Württemberg. Von hier aus wurde die Überwachung und Bespitzelung der Bevölkerung koordiniert. Von hier aus wurden die Verfolgungsmaßnahmen gegen die Jüdinnen und Juden, gegen die Sinti und Roma, gegen so genannte Asoziale, Homosexuelle, gegen Regimekritiker und andere Opfergruppen geplant und organisiert. Von hier aus wurde die Deportation der Juden der Sinti und Roma in die Vernichtungslager organisiert, Von hier aus wurden die Gestapo-Gefängnisse und Konzentrationslager eingerichtet. Von hier aus wurden die Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen aus östlichen Länder überwacht, verurteilt und über deren Leben und Tod entschieden.

Nach dem Krieg kehrten Schreibtischtäter, nun als „Demokraten“ der städtischen Kriminalpolizei ins wenig beschädigte Hotel Silber zurück. Hier mussten nun Sinti und Roma, Kommunisten und Homosexuelle die Kontinuität der Verfolgung erleben, wurden häufig mit ihren Peinigern der NS-Zeit konfrontiert.

Das Land ist Eigentümer des Hotels Silber. Im März sind Landtagswahlen, eine Regierungsbildung mit der SPD und/oder der GRÜNEN ermöglicht die Wende in der Sache Hotel Silber. Die SPD Baden-Württemberg hat sich deshalb am 22.01.2011 auf ihrem Parteitag einstimmig für den Erhalt des Hotels Silber und der Einrichtung eines NS-Dokumentationszentrums ausgesprochen. Jedoch haben sich die GRÜNEN Baden-Württembergs immer noch nicht hierzu positioniert. Es ist die Stunde der Wahrheit gekommen, um Farbe zu bekennen vor den Wahlen. Sind DIE GRÜNEN für oder gegen den Erhalt der früheren GestapozentraleHotel Silber?

Wir, die Unterzeichner, fordern DIE GRÜNEN auf für den vollständigen Erhalt der früheren Gestapo-Leitstelle Württemberg einzutreten.

Prof. Dr. Götz Adriani, Kunsthistoriker

Prof. Dr. Dr. h.c.mult. Jan Assmann, Ägyptologe, Kulturwissenschaftler

Prof. Dr. Dr. h.c. Aleida Assmann, Anglistin, Ägyptologin, Kulturwissenschaftlerin

Prof. Dr. Dr. h.c. Egon Bahr, Bundesminister a.D.

Prof. Dr. Dr. h.c. Ulrich Beck, Soziologe

Prof. Dr. Dr. h.c.mult. Günter Blobel, Molekularbiologe, Medizin – Nobelpreisträger

Prof. Dr. Micha Brumlik, Antisemitismusforscher, Erziehungswissenschaftler

Prof. Dr. Dr. h.c.mult. Paul Crutzen, Chemiker, Chemie – Nobelpreisträger

Prof. Dr. Herta Däubler-Gmelin, Bundesministerin a.D.

Wolfgang Dauner, Jazzpianist, Komponist

Gunter Demnig, Bildhauer, Stolpersteinkünstler

Hans Eichel, Ministerpräsident a. D., Bundesminister a.D.

Dr. Dr. h.c. Erhard Eppler, Bundesminister a.D.

Peter Fischer, Vorsitzender des DGB Südwürttemberg

Peter Fitz, Schauspieler

Prof. Dr. h.c. Jürgen Flimm, Intendant der Berliner Staatsoper Unter den Linden

Dr. Dr. Michel Friedman, Jurist, Publizist, Journalist, Fernsehmoderator

Hans W. Geißendörfer, Regisseur und Produzent

Dr. Dr. h.c. Klaus Hänsch, Präsident des Europäischen Parlamentes a.D.

Klaus Harpprecht, Journalist

Prof. Dr. h.c.mult. Hans Werner Henze, Komponist, Praemium Imperiale – Träger

Dieter Hildebrandt, Kabarettist

Elfriede Jelinek, Schriftstellerin, Literatur-Nobelpreisträgerin

Dr. Werner Jung, Direktor des NS Dokumentationszentrums Köln

Roland Kaiser, Sänger

Prof. Dr. Volkhard Knigge, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und

Mittelbau – Dora

Dr. h.c. Hans Koschnick, Bremer Regierender Bürgermeister a. D.

Volker Lösch, Regisseur

Prof. Dr. Adolf Muschg, Präsident der Akademie der Künste (2003-2005), Berlin

Prof. Dr. Andreas Nachama, Direktor der Topographie des Terrors in Berlin

Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin, Philosoph, Staatsminister a.D.

Prof. Roland Ostertag, Präsident der Bundesarchitektenkammer (1993 – 1996)

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Frei Otto, Architekt, Praemium Imperiale – Träger

Prof. Dr.h.c. Peter Härtling, Schriftsteller

Reinhold Robbe, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG), Wehrbeauftragter

des Bundestages (1995 – 2000)

Romani Rose, Präsident des Zentralrates der Deutschen Sinti und Roma

Otto Sander, Schauspieler

Dr. Henning Scherf, Bremer Regierender Bürgermeister a.D.

Dr. h.c. Martin Schulz, Fraktionschef der Sozialdemokraten im Europarlament

Walter Sittler, Schauspieler

Michael Sommer, Bundesvorsitzender des DGB

Prof. Dr. Dr. h.c.mult. Werner Spies, Kunsthistoriker

Prof. Dr. Klaus Staeck, Künstler

Johano Strasser, Präsident des PEN Zentrums Deutschland

Prof. Margarethe von Trotta, Regisseurin und Drehbuchautorin

Andres Veiel, Regisseur, Europäischer – Filmpreisträger

Dr. Henning Voscherau, Hamburger Regierender Bürgermeister a.D.

Dr. h.c. Klaus Wagenbach, Verleger

Hasko Weber, Intendant des Schauspiels der Staatstheater Stuttgart

Prof. Dr. Dr. h.c. Ernst von Weizsäcker, Ex-MdB Stuttgart

Klaus Wiesehügel, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt

Dr. Roger Willemsen, Schriftsteller und Fernsehmoderator

Bernhard Witthaut, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP)

Dr. Irmtrud Wojak, Direktorin des NS Dokumentationszentrums München

Hanns Zischler, Schauspieler, Schriftsteller

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