Enthüllung einer Gedenktafel für drei erhängte Zwangsarbeiter
30. Januar 2025 – 11:00 – 12:30
am 30.01.25
um 11 Uhr
an der Jahneiche bei der Schlotwiese in Zuffenhausen (direkt an der Bushaltestelle Schlotwiese)
Die Namen dieser drei ermordeten Zwangsarbeiter sind durch Sterbeurkunden und
Zeitzeugenaussagen belegt. Die Recherche machten Winfried Schweikart und Inge Möller.
Weitere Morde an Zwangsarbeitern im Lager Schlotwiese werden von Roland Müller und
Christian Rak erwähnt. Hier fehlen Namen der Opfer und Ort der Vollstreckung.
Schon 1938 kam es in Stuttgart wegen der Rüstungskonjunktur zu einem erheblichen
Arbeitskräftemangel, der sich nach dem Überfall auf Polen und die Sowjetunion verstärkte, weil
immer mehr einheimische Arbeitskräfte eingezogen wurden. Sie wurden durch Zwangsarbeiter aus
allen besetzten Ländern ersetzt. Diese mussten vor allem in der Rüstungsindustrie die Waffen
herstellen, die dann gegen ihre Heimatländer eingesetzt wurden und durch ihre erzwungene Arbeit
den Krieg verlängerten. Die Zwangsarbeiter waren für die Betriebe ein riesiges Geschäft, da sie zu
einem Bruchteil der Gehälter der regulären Belegschaft bezahlt wurden. Der Staat verdiente
zusätzlich an den Sonderabgaben, die vor allem Zwangsarbeitern aus Osteuropa, Juden und Sinti
abgezogen wurden. In Stuttgart waren über 30.000 Zwangsarbeiter in 150 Lagern und zahllosen
dezentralen Kleinlagern untergebracht.
1942 errichteten die Heinkel-Flugzeugmotorenwerke die ersten Baracken auf der Schlotwiese (Die
Firma Hirth-Motoren wurde nach dem Tod des Besitzers 1939 von Heinkel-Flugzeugmotoren
aufgekauft, im Sprachgebrauch aber weiter Hirth-Motoren genannt). Die Stadt Stuttgart errichtete
danach Baracken für französische, holländische, polnische und andere Nationalitäten. Dazu kam
auch eine Kantinenbaracke für 3000 Personen: „Zuffenhausen entwickelte sich zu einem Zentrum
des Zwangsarbeitereinsatzes und der Zwangsarbeiterunterbringung in Stuttgart.“ (Roland Müller
in Zuffenhausen. Dorf – Stadt – Stadtbezirk) Die Schlotwiese war zuvor ein Erholungsgebiet für die
Bevölkerung. Es erschien den Erbauern wegen der Nähe zur Rüstungsindustrie ideal. Ursprünglich
planten die Nazis mit dem Generalplan Ost (Der deutsche Krieg um „Lebensraum im Osten“ 1939-1945 Hrsg. Peter Jahn u.a.) weite Gebiete in Polen und der Sowjetunion zu entvölkern, die
Menschen weiter nach Osten zu vertreiben, als Sklaven zu halten oder gleich umzubringen, um
Platz für das „Volk ohne Raum“ zu schaffen. Nun brauchten sie die Polen und die Bevölkerung der
Sowjetunion als Arbeitssklaven in Deutschland, um den Krieg weiterführen zu können. Da die
Nazis den „Ostarbeitern“ gegenüber großes Misstrauen hegten, wurden sie durch eine besondere
Kennzeichnungspflicht ausgegrenzt, durften ihre bewachten Lager nicht verlassen. Ein extra für die
Ostarbeiter geschaffenes Sonderstrafrecht sorgte dafür, dass sie schon wegen geringfügiger
Vergehen hingerichtet werden konnten. Nach Aussagen von Zeitzeugen sind sowjetische und
polnische Zwangsarbeiter an einem Baum auf der Schlotwiese erhängt worden: „Ein als offizieller
Vertreter der Kriminalpolizei, ein bei den Hinrichtungen anwesender Kriminalsekretär hat nach
1945 Hinrichtungen bestätigt.“ (Roland Müller, s.o.). Er gab den Gestapo-Angehörigen Bechtle als
Vollstrecker an und nannte als Grund Plünderungen nach Luftangriffen. „Wo sich Vorgänge
rekonstruieren ließen, erweisen sich die Delikte meist als aus der schieren Not geborene Formen der
Überlebenssicherung“ (Benigna Schönhagen: Gräberfeld X, Tübingen, S. 47). Die Zwangsarbeiter
mussten häufig nach Bombenangriffen Trümmer wegräumen. Fielen ihnen dabei Lebensmittel in
die Hände, galt es als Plünderung, wenn sie sie nicht ablieferten.
Die 6 Ostarbeiter, für die wir auf der Schlotwiese Stolpersteine verlegt haben, wurden hier im Lager
von der Gestapo abgeholt und in Welzheim im Steinbruch erhängt. Ihre Leichen wurden in der
Anatomie Tübingen seziert. Die Überreste wurden auf dem Gräberfeld X auf dem Tübinger