Zwangsarbeit

Zehntausende Menschen aus den von Deutschland besetzten Gebieten Europas mussten während des Zweiten Weltkriegs in Stuttgart Zwangsarbeit leisten: Männer, Frauen und Kinder. Manche waren nur Wochen hier und wurden dann an andere Orte gebracht, oder gingen in seltenen Fällen auch in ihre Heimat zurück manche verbrachten fast den ganzen Krieg in der Stadt. Sie waren untergebracht in Gaststätten, Lagern, Dachkammern, Baracken, Schulen, Hallen, Privatunterkünften, usw. Viele dieser Orte existieren noch, andere sind längst überbaut.

Nach dem Krieg sind die Orte und die dort zumeist gegen ihren Willen untergebrachten Menschen schnell und umfassend in Vergessenheit geraten.

Dies zu ändern, bedarf vor allem umfangreicher Recherche. Fragmente von Informationen sind auszugraben und müssen zusammengesetzt werden, solange noch Spuren der Menschen existieren, die zur Zwangsarbeit nach Deutschland gebracht worden sind.

Ein Arbeitskreis aus Stuttgarter Bürger*innen befasst sich damit seit einigen Jahren. Die meisten Aktiven leisten dies ehrenamtlich, aber auch ein hauptberuflicher Historiker der Uni Heidelberg ist beteiligt, der seine Doktorarbeit zum Thema NS-Zwangsarbeit in Stuttgart wahrscheinlich Ende 2024 fertigstellen wird. Außerdem ermöglicht das Kulturamt der Stadt eine umfangreiche fotografische Dokumentation früherer Zwangsarbeits-Orte.

Der große Fundus an Material in Text und Bild, der auf diese Weise momentan entsteht, soll in Zukunft nutzbar werden für die öffentliche Erinnerung. In welcher Weise das geschieht, ist noch offen und wird Teil einer künftigen Erinnerungskultur und -arbeit in Stuttgart sein.

Foto: Andreas Langen, Kai Loges (die arge lola)

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