Wer sind sie? Warum fordert eine Initiative ihre Anerkennung?Was wurde erreicht?
Vorträge/Lesung – Diskussion
mit Prof. Dr. Frank Nonnenmacher, Frankfurt a. M., sowie Ingrid Bauz und Sigrid Brüggemann, Stuttgart
30.04.2020,
19:00 Uhr,
Hotel Silber
Eintritt frei
Veranstalter: Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber, Mauthausen Komitee Stuttgart, Rosa-Luxemburg-Stiftung Baden-Württemberg, in Kooperation mit dem Haus der Geschichte Baden-Württemberg
Thematisiert werden in der Veranstaltung das Schicksal und der Umgang mit bisher von der interessierten Öffentlichkeit weitgehend ignorierten KZ-Opfergruppen: „Asoziale“, „Berufsverbrecher“, „Sicherungsverwahrte“ und „Forensische Patienten“. Sofern sie die KZ-Haft überlebt haben (das waren nicht sehr viele), blieben sie aufgrund der von der NS-Justiz, Gestapo und Kripo vorgenommenen Kategorisierungen auch nach der Befreiung stigmatisiert und in der Regel von Entschädigungsleistungen ausgeschlossen. In vielen Fällen handelte es sich dabei um Menschen, die wegen vergleichsweise harmlosen Delikten wie Bettelei, Landstreicherei, kleinen Diebstählen, im Nationalsozialismus zu „Volksschädlingen“ erklärt, weggesperrt und der Vernichtung überantwortet wurden.
2018 hat Frank Nonnenmacher eine Initiative zur Anerkennung der bislang ignorierten Opfer gegründet. Er war zu mehreren Sitzungen des kulturpolitischen Ausschusses als Experte eingeladen. Das Ergebnis dieser Diskussionen im Bundestag waren vier Anträge, deren Ziel die Anerkennung als Opfergruppen und die Finanzierung begleitender Maßnahmen waren. Am 13. Februar 2020 stimmte der Bundestag mit den Stimmen von CDU/CSU, SPD, FDP, LINKEN und GRÜNEN dem Antrag der Regierungskoalition „Anerkennung der von den Nationalsozialisten als ´Asoziale` und ´Berufsverbrecher` Verfolgten“ zu. Über diese „Wende in der Erinnerungskultur“ (Nonnenmacher), was aus ihr folgt und was noch zu tun ist wird berichtet.
Frank Nonnenmacher ist der Sohn von Gustav und der Neffe von Ernst. Er hat zum Schicksal der beiden Brüder eine Doppelbiografie geschrieben („DU hattest es besser als ICH“) und wird einige Szenen daraus lesen.
Ernst und Gustav Nonnenmacher sind zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Stuttgart geboren und dort als Söhne verschiedener Väter einer ledigen Mutter in extremer Armut aufgewachsen. Den jüngeren, Gustav, nahm die Fürsorge der Mutter weg und brachte ihn im Königlichen Waisenhaus am Charlottenplatz unter. Er wurde später Soldat, flog in Hitlers Luftwaffe und wurde nach dem Krieg freischaffender Bildhauer.
Ernst musste schon früh durch kleine Diebstähle zum Lebensunterhalt beitragen, schwänzte die Schule, kam nach Schönbühl in die Fürsorge, wurde später Wanderarbeiter, Hausierer und mehrfach wegen kleinerer Delikte vorbestraft. Nach seiner letzten Vorstrafe kam er aus der Polizeihaft direkt ins KZ Flossenbürg und später ins KZ Sachsenhausen. Von der SS wurde er erst mit dem schwarzen Stoffwinkel der „Asozialen“, dann dem grünen Winkel der „Berufsverbrecher“ markiert. Die so Bezeichneten galten als »Ballastexistenzen«, die »durch Arbeit vernichtet« werden sollten. Bis heute wurde ihnen die Anerkennung als Opfer des Faschismus verweigert.
Frank Nonnenmacher ist emeritierter Professor für Sozialwissenschaften und Politische Bildung an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Ingrid Bauz und Sigrid Brüggemann erforschen seit vielen Jahren verschiedene Aspekte der nationalsozialistischen Verfolgungspraxis. Sie geben einen Einblick in die bisherigen Ergebnisse des laufenden Projektes „Häftlinge aus Baden-Württemberg im KZ-System Mauthausen“. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf den „ignorierten“ Opfergruppen.
Wer sind sie? Warum fordert eine Initiative ihre Anerkennung?Was wurde erreicht?
Vorträge/Lesung – Diskussion
mit Prof. Dr. Frank Nonnenmacher, Frankfurt a. M., sowie Ingrid Bauz und Sigrid Brüggemann, Stuttgart
30.04.2020,
19:00 Uhr,
Hotel Silber
Eintritt frei
Veranstalter: Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber, Mauthausen Komitee Stuttgart, Rosa-Luxemburg-Stiftung Baden-Württemberg, in Kooperation mit dem Haus der Geschichte Baden-Württemberg
Thematisiert werden in der Veranstaltung das Schicksal und der Umgang mit bisher von der interessierten Öffentlichkeit weitgehend ignorierten KZ-Opfergruppen: „Asoziale“, „Berufsverbrecher“, „Sicherungsverwahrte“ und „Forensische Patienten“. Sofern sie die KZ-Haft überlebt haben (das waren nicht sehr viele), blieben sie aufgrund der von der NS-Justiz, Gestapo und Kripo vorgenommenen Kategorisierungen auch nach der Befreiung stigmatisiert und in der Regel von Entschädigungsleistungen ausgeschlossen. In vielen Fällen handelte es sich dabei um Menschen, die wegen vergleichsweise harmlosen Delikten wie Bettelei, Landstreicherei, kleinen Diebstählen, im Nationalsozialismus zu „Volksschädlingen“ erklärt, weggesperrt und der Vernichtung überantwortet wurden.
2018 hat Frank Nonnenmacher eine Initiative zur Anerkennung der bislang ignorierten Opfer gegründet. Er war zu mehreren Sitzungen des kulturpolitischen Ausschusses als Experte eingeladen. Das Ergebnis dieser Diskussionen im Bundestag waren vier Anträge, deren Ziel die Anerkennung als Opfergruppen und die Finanzierung begleitender Maßnahmen waren. Am 13. Februar 2020 stimmte der Bundestag mit den Stimmen von CDU/CSU, SPD, FDP, LINKEN und GRÜNEN dem Antrag der Regierungskoalition „Anerkennung der von den Nationalsozialisten als ´Asoziale` und ´Berufsverbrecher` Verfolgten“ zu. Über diese „Wende in der Erinnerungskultur“ (Nonnenmacher), was aus ihr folgt und was noch zu tun ist wird berichtet.
Frank Nonnenmacher ist der Sohn von Gustav und der Neffe von Ernst. Er hat zum Schicksal der beiden Brüder eine Doppelbiografie geschrieben („DU hattest es besser als ICH“) und wird einige Szenen daraus lesen.
Ernst und Gustav Nonnenmacher sind zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Stuttgart geboren und dort als Söhne verschiedener Väter einer ledigen Mutter in extremer Armut aufgewachsen. Den jüngeren, Gustav, nahm die Fürsorge der Mutter weg und brachte ihn im Königlichen Waisenhaus am Charlottenplatz unter. Er wurde später Soldat, flog in Hitlers Luftwaffe und wurde nach dem Krieg freischaffender Bildhauer.
Ernst musste schon früh durch kleine Diebstähle zum Lebensunterhalt beitragen, schwänzte die Schule, kam nach Schönbühl in die Fürsorge, wurde später Wanderarbeiter, Hausierer und mehrfach wegen kleinerer Delikte vorbestraft. Nach seiner letzten Vorstrafe kam er aus der Polizeihaft direkt ins KZ Flossenbürg und später ins KZ Sachsenhausen. Von der SS wurde er erst mit dem schwarzen Stoffwinkel der „Asozialen“, dann dem grünen Winkel der „Berufsverbrecher“ markiert. Die so Bezeichneten galten als »Ballastexistenzen«, die »durch Arbeit vernichtet« werden sollten. Bis heute wurde ihnen die Anerkennung als Opfer des Faschismus verweigert.
Frank Nonnenmacher ist emeritierter Professor für Sozialwissenschaften und Politische Bildung an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Ingrid Bauz und Sigrid Brüggemann erforschen seit vielen Jahren verschiedene Aspekte der nationalsozialistischen Verfolgungspraxis. Sie geben einen Einblick in die bisherigen Ergebnisse des laufenden Projektes „Häftlinge aus Baden-Württemberg im KZ-System Mauthausen“. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf den „ignorierten“ Opfergruppen.