Grußwort von Christoph Ozacek,
Stadtrat in der Fraktion SÖS-Linke-PluS im Stuttgarter Gemeinderat
am Aktionstag „Demokratie braucht Erinnerung“, 13. September 2014
Liebe Freundinnen und Freunde des nun endlich im Entstehen begriffenen
Lern- und Gedenkort Hotel Silber,
hier steht es. Inmitten einer Großbaustelle. Der Lärm von Baumaschinen und
Bohrern dringt bis hierher auf den Platz. Es reckt sich trotzig empor, und
erinnert uns an das lange währende Ringen um seine pure Existenz. Und um
den Stellenwert der Aufarbeitung dunkler Kapitel in der Geschichte unserer
Stadt und des Landes, im hier und jetzt, und für die Zukunft. Viel Unrecht
ist bis heute nicht aufgearbeitet. Und viele Opfergruppen warten noch immer
auf ihre Rehabilitierung, wie die Verfolgten Homosexuellen nach dem §175
Strafgesetzbuch.
Das Hotel Silber hat die Neuordnung des Quartiers schadlos überstanden. Es
trotzt der nach Investoreninteressen ausgerichteten Stadtentwicklung, in
der geschichtsträchtige Orte – ohne Funktion für das wirtschaftliche
Interesse – weichen sollen.
Dass das Hotel Silber als Ort des faschistischen Terrors und der Verfolgung
von Minderheiten, als Leidensort der Opfer, heute noch existiert, und im
Jahr 2017 dieser Ort der Stadtgesellschaft zurückgeben werden kann, dafür
gilt unser Dank den vielen Aktiven in den Einzelinitiativen und im Verein
Hotel Silber. Im Namen meiner Kolleginnen und Kollegen der
Fraktionsgemeinschaft SÖS-LINKE-PluS möchte ich mich für diesen
zivilgesellschaftlichen Einsatz bedanken.
Und ich möchte an dieser Stelle eine Person im besonderen würdigen, die
viel zu bescheiden ist, um sich selbst als Mensch – wie in der Politik
leider üblich – in den Vordergrund zu spielen, und stattdessen als stille
Arbeiterin über Jahre das immer wieder brüchige Bündnis der Gemeinderäte
neu geschmiedet hat, das nun den Ausschlag gegeben hat damit wir heute
feiern können: Ulrike Küstler. Ulrike, du wirst uns im Rathaus fehlen. Aber
wenn deine Unermüdlichkeit und Energie nun diesem Ort zugute kommt, dann
fällt der Verlust leichter.
Und natürlich gilt unser Dank allen Stadträtinnen und Stadträten, sowie
Mitgliedern des Landtages, die sich ebenfalls für dieses Projekt stark
gemacht haben. Allerdings sind wir nicht bereit, Ruhe geben, bis das 2.
Obergeschoss den neuen Lern- und Gedenkort komplettiert. Alles andere wäre
angesichts der Bedeutung dieses Ortes nicht zu akzeptieren.
Demokratie braucht Erinnerung. Denn ohne Erinnerung und ohne Gedenken
bleibt die Zukunft ungewiss. Es bedrückt mich, wie rechtspopulistische
Parteien in Europa und Deutschland mit minderheitenfeindlicher Hetze neu
erstarken. Und wie sich in regelmäßigen Abständen – so auch am 19. Oktober
– Rechtspopulisten, fundamentalistische Christen, Konservative und Nazis
zusammenfinden, um gegen eine aufklärerische Erziehung zu Respekt und
Akzeptanz gegenüber einer vielfältigen Gesellschaft auf der Straße
zusammenfinden. Ihre Hetze und ihr Hass zeigt uns, wie wichtig das Hotel
Silber für die Zukunft ist. Wie wichtig insbesondere die
politisch-historische Bildung, insbesondere die Jugendbildung ist.
Dieser Ort ist zu wertvoll, um in Rangeleien um Zuständigkeiten zerrieben
zu werden. Er muss im Bewusstsein um eine geteilte Verantwortung von Stadt
und Land für die Verbrechen der Vergangenheit getragen, und
gemeinschaftlich auf Augenhöhe mit der Zivilgesellschaft mit Leben gefüllt
werden.
Grußwort von Christoph Ozacek,
Stadtrat in der Fraktion SÖS-Linke-PluS im Stuttgarter Gemeinderat
am Aktionstag „Demokratie braucht Erinnerung“, 13. September 2014
Liebe Freundinnen und Freunde des nun endlich im Entstehen begriffenen
Lern- und Gedenkort Hotel Silber,
hier steht es. Inmitten einer Großbaustelle. Der Lärm von Baumaschinen und
Bohrern dringt bis hierher auf den Platz. Es reckt sich trotzig empor, und
erinnert uns an das lange währende Ringen um seine pure Existenz. Und um
den Stellenwert der Aufarbeitung dunkler Kapitel in der Geschichte unserer
Stadt und des Landes, im hier und jetzt, und für die Zukunft. Viel Unrecht
ist bis heute nicht aufgearbeitet. Und viele Opfergruppen warten noch immer
auf ihre Rehabilitierung, wie die Verfolgten Homosexuellen nach dem §175
Strafgesetzbuch.
Das Hotel Silber hat die Neuordnung des Quartiers schadlos überstanden. Es
trotzt der nach Investoreninteressen ausgerichteten Stadtentwicklung, in
der geschichtsträchtige Orte – ohne Funktion für das wirtschaftliche
Interesse – weichen sollen.
Dass das Hotel Silber als Ort des faschistischen Terrors und der Verfolgung
von Minderheiten, als Leidensort der Opfer, heute noch existiert, und im
Jahr 2017 dieser Ort der Stadtgesellschaft zurückgeben werden kann, dafür
gilt unser Dank den vielen Aktiven in den Einzelinitiativen und im Verein
Hotel Silber. Im Namen meiner Kolleginnen und Kollegen der
Fraktionsgemeinschaft SÖS-LINKE-PluS möchte ich mich für diesen
zivilgesellschaftlichen Einsatz bedanken.
Und ich möchte an dieser Stelle eine Person im besonderen würdigen, die
viel zu bescheiden ist, um sich selbst als Mensch – wie in der Politik
leider üblich – in den Vordergrund zu spielen, und stattdessen als stille
Arbeiterin über Jahre das immer wieder brüchige Bündnis der Gemeinderäte
neu geschmiedet hat, das nun den Ausschlag gegeben hat damit wir heute
feiern können: Ulrike Küstler. Ulrike, du wirst uns im Rathaus fehlen. Aber
wenn deine Unermüdlichkeit und Energie nun diesem Ort zugute kommt, dann
fällt der Verlust leichter.
Und natürlich gilt unser Dank allen Stadträtinnen und Stadträten, sowie
Mitgliedern des Landtages, die sich ebenfalls für dieses Projekt stark
gemacht haben. Allerdings sind wir nicht bereit, Ruhe geben, bis das 2.
Obergeschoss den neuen Lern- und Gedenkort komplettiert. Alles andere wäre
angesichts der Bedeutung dieses Ortes nicht zu akzeptieren.
Demokratie braucht Erinnerung. Denn ohne Erinnerung und ohne Gedenken
bleibt die Zukunft ungewiss. Es bedrückt mich, wie rechtspopulistische
Parteien in Europa und Deutschland mit minderheitenfeindlicher Hetze neu
erstarken. Und wie sich in regelmäßigen Abständen – so auch am 19. Oktober
– Rechtspopulisten, fundamentalistische Christen, Konservative und Nazis
zusammenfinden, um gegen eine aufklärerische Erziehung zu Respekt und
Akzeptanz gegenüber einer vielfältigen Gesellschaft auf der Straße
zusammenfinden. Ihre Hetze und ihr Hass zeigt uns, wie wichtig das Hotel
Silber für die Zukunft ist. Wie wichtig insbesondere die
politisch-historische Bildung, insbesondere die Jugendbildung ist.
Dieser Ort ist zu wertvoll, um in Rangeleien um Zuständigkeiten zerrieben
zu werden. Er muss im Bewusstsein um eine geteilte Verantwortung von Stadt
und Land für die Verbrechen der Vergangenheit getragen, und
gemeinschaftlich auf Augenhöhe mit der Zivilgesellschaft mit Leben gefüllt
werden.